Seite 4-5 - Booklet_Brueckenstr_2012

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Zitat Johann Heinrich Campe 1785: »Wenn
man über die Brücke geht, glaubt man nicht
blos in eine andere Stadt, sondern auch in ein
ganz anderes, von einem fremden Volk
bewohntes Land zu treten, so viel Eigentüm-
liches und Unterscheidendes haben die Bewoh-
ner dieses Anhängsels von Frankfurt in ihrer
Sprache, in ihrer Tracht, in ihrer Lebensart und
in ihren Sitten! ...
Es ist wahr, die Sachsenhäuser, als eine ganz
unverfeinerte Menschenart, äußern in ihren
Reden und Handlungen eine Freimütigkeit,
eine Offenherzigkeit, eine Geradheit, einen
Mut und eine Stärke des Leibes und der Seele,
welche man in solcher Allgemeinheit unter
gesitteten und verfeinerten Menschen verge-
bens sucht; und das sind herrliche Überbleibsel
wahrer und unverderbter Menschheit, welche
Rückblick...
Im 13. Jahrhundert bildete die »Alte Brücke«,
die in die Brückenstraße mün­dete, in Frankfurt
am Main die erste Verbindung über den Fluss.
Jahrhunderte lang war sie die einzige Brücke
über den unteren Main und somit für den
Handels- und Reiseverkehr von Norden nach
Süden und zurück eine der wichtigsten
Nahtstellen.
Bis zum späten 15. Jahr­hundert wurde Sachsen-
hausen wegen seiner geringen Einwohnerzahl
als Dorf be­zeich­net, trotzdem gehörte es immer
zur Stadt Frankfurt. Die Bürger besaßen
Bürgerrecht und unterlagen der gleichen Obrig-
keit und Gerichts­barkeit. Sie übten einfache
Berufe aus und bildeten die untersten Klassen;
waren dabei aber stolz und geradlinig.
dem unbefan­genen Beobachter nicht anders als
sehr schätzbar vorkommen könne.«
Die Hauptgeschäfts­straßen Frankfurts waren
damals die Fahrgasse nördlich des Mains und
auf der südlichen Seite die Brückenstraße.
Mittlerweile sind die Verkehrs­wege stark verän-
dert worden. Die Brücken über den Main
inklusive des »Eisernen Stegs« von Hibbdebach
nach Dribbdebach schufen neue Wich­tig­keiten.
Damit wurde die Brücken­straße zu einer
Seitenstraße mit erschwinglichen Mieten in
den noch wenig renovierten Altbauten. Das
zog Anfang des 21. Jahrhunderts eine kreative
Szene an, die hier heute ihre Ideen anbietet.
(Quelle: Brückl, Reinhold: Sachsenhausen – Von den An-
fängen bis 1806, Frankfurt am Main, 1993)